Jülich: Am 26.09.2019 standen Schülerinnen und Schüler der Jülicher Schulen im Mittelpunkt des stadtplanerischen Prozesses zur Erstellung des Integrierten Handlungskonzeptes. Ein Sichtwechsel für die Planer mit viel Spaß und kreativen Köpfen.
Um neun Uhr am Morgen hallten plötzlich Kinderstimmen durch das Neue Rathaus am Schwanenteich und der Große Sitzungssaal, in dem normalerweise die Jülicher Politik beheimatet ist, wurde von Kinderhand übernommen. Eingeladen waren insgesamt 38 Kinder der Nordschule, der Katholischen Grundschule, des Mädchengymnasiums, des Gymnasiums Zitadelle, der Promenadenschule und der Sekundarschule, um den Erwachsenen einmal aus ihrer Sicht zu zeigen, wie sie sich ihre Stadt in Zukunft vorstellen.
Schon mit Listen ausgestattet begann der Morgen mit einer allgemeinen Fragerunde mit Frau Leitzgen, die den Tag für die Kinder moderierte und die App #Stadtsache entwickelt hat. Das Unternehmen war von der Planungsgruppe MWM und der Stadtverwaltung mit einbezogen worden, um den Kindern auf spielerische Weise ihre Ideen zu entlocken. So wurden nach einer kleinen Einweisung den sieben Gruppen Tablett PC`s ausgehändigt auf denen die App #Stadtsache installiert war und mit der sie in Bild und Ton mit Videos und Fotos ihre Wünsche dokumentieren konnten.
Und schon ging es auf die Straße. Beginnend an verschiedenen Punkten starteten die Gruppen, begleitet von Lehrern der Schulen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung, dem Planungsbüros MWM und der #Stadtsache App. Ohne feste Route, jedoch ausgestattet mit Tablett PC`s und dem „Jülich Stadtcheck“ wurden verschiedene Punkte in der Stadt angesteuert und hinsichtlich der Fragestellungen „Hier kann ich mich besonders toll austoben, weil…“, „Hier wäre es (noch) toller, wenn…“, „Hier fehlt ein Zebrastreifen/eine Fußgängerampel/eine 30er Zone, weil…“, „Hier habe ich manchmal Angst, wenn“ und „Dieser Platz wäre für Kinder interessanter, wenn…“ kritisch betrachtet. Die Nervosität der Dritt- und Sechstklässler, plötzlich einmal sagen zu können was sie stört, legte sich schon kurz vor den Türen der Stadtverwaltung auf dem Weg zu den Startpunkten. Sofort wurde die App geöffnet und wie bei einer Schnitzeljagd alles fleißig dokumentiert, was in ihren Augen dringend geändert werden sollte. Zu kurze Ampelphasen auf der Großen Rurstraße, fehlende Zebrastreifen auf dem Weg von den Schulen zu den Bushaltestellen und Stolperfallen für die kleinen Füße wurden ebenso dokumentiert, wie die schlechten Öffnungszeiten der Stadtbücherei und des Hallenbades, damit Schülerinnen und Schüler diese auch in ihrer Freizeit intensiver nutzen können. Erfasst wurden auch ihre Angst-Räume. So fühlten sich viele der Kinder im Umfeld des Wallramplatzes und Kulturbahnhofs sowie im Bereich der Brücken der Rur zum Brückenkopf-Park unwohl. Dunkle, schlecht einsehbare Ecken, Graffiti und die dort „immer rumsitzenden Menschen“ wurden hier beispielsweise als Ursache genannt. Aber auch die schönen Seiten Jülichs wurden festgehalten. Der Spielplatz auf dem Schlossplatz, die schönen, großen Wiesen an der Rur, das gute Kino-Programm im Kulturbahnhof, der Wochenmarkt, der mit Oma und Opa besucht wird und die Ausstattung der Stadtbücherei wurden lobend erwähnt. Zurück im Rathaus durften die Kinder dann noch einmal von ihren Highlights berichten, bevor es zurück zur Schule ging. Alle Beteiligten waren von dem Ideenreichtum und dem Perspektivwechsel begeistert und nach einem ersten Resümee sicher, dass sich eine Vielzahl der Ideen der Kinder auch in die Realität umsetzen lassen.